Alpenüberquerung:
Zu allen Alpenüberquerungen...
Jeder Bergsteiger kennt das erhabene Gefühl, nach einem mühevollem Aufstieg auf einem Gipfel zu stehen und von dort rundherum das schier endlose Meer an schneebedeckten Gipfeln, unzähligen Bergen und tiefen Tälern zu überblicken. Spätestens jetzt keimt vielleicht die kleine Idee auf, dieses Felsenmeer eines Tages komplett und an einem Stück zu überqueren. Aus dieser kleinen Idee erwächst schließlich der Traum einer Alpenüberquerung. Ein Projekt, das eine gute Vorbereitung erfordert, dem Wanderer so manche Mühe abverlangt und sich ein Leben lang in die Erinnerungen einprägt.
Um alle Wanderliebhaber an das Thema Alpenüberquerungen heranzuführen, haben wir die wichtigsten Informationen zu dem großen
Traumprojekt Alpenüberquerung zusammengefasst.
Geografischer Überblick:
Die Alpen bilden das größte Gebirge Europas und erstrecken sich in einem Bogen über eine Länge von 1200 Kilometer vom italienischen Mittelmeer bis Slowenien im Osten und von Norden bis Süden mit einer Breite von bis zu 400 Km.
Vor 135 Millionen Jahren begann die afrikanische Erdplatte gegen die eurasische zu drücken. Durch den Widerstand faltete sich ein Gebirge auf. Vor etwa 30 Millionen Jahren waren die Alpen dann weitgehend fertig. Doch sie wachsen immer noch einen stattlichen Millimeter pro Jahr während sie gleichzeitig durch Regen, Schnee, Wind und Eis abgeschliffen werden.
Der Mont Blanc an der Grenze zwischen Frankreich und Italien ist mit 4810 m der höchste Punkt der Alpen. Die Dufourspitze im mächtigen Monte-Rosa-Massiv ist mit 4634 m der höchste Berg der Schweiz. Österreich hat mit dem knapp 3800 m hohen Großglockner den höchsten Punkt des Landes. In den deutschen Alpen verfehlt die Zugspitze mit 2962 m knapp die 3000er-Grenze. Der schönste Berg der Alpen ist ohne Zweifel das steil aufragende Matterhorn mit 4478 m im Wallis in der Schweiz.
Insgesammt umfasst der Alpenraum mit Frankreich, Monaco, Italien, Schweiz, Liechtenstein, Deutschland, Österreich und Slowenien acht Länder und bedeutet für ca. 13 Millionen Bewohnern das Zuhause.
Die Geschichte der Alpenüberquerungen:
Alpenüberquerungen haben einen bedeutenden historischen Hintergrund. Schon die Steinzeitjäger, Händler der Bronzezeit, später dann Herrscher und Kaufleute nahmen die Strapazen und Gefahren einer Alpenüberquerung in Kauf um Fleisch und Felle zu beschaffen, Handel zu betreiben und neue Gebiete zu erobern. Es galt bereits seit früher Zeit als eine wichtige wirtschaftliche Austausch-Möglichkeit zwischen Nord- und Südeuropa.
Die vermutlich bekannteste historische Alpenüberquerung unternahm 218 Jahre vor Christus der Feldherr Hannibal mit seinem Heer. Es musste eine großartige logistische Meisterleistung gewesen sein 50.000 Soldaten, 9000 Reiter und 37 Elefanten von Frankreich aus in 16 Tagen über steiles, verschneites und gerölliges Gelände in die Poebene Italiens zu führen. Die Route sowie die Logistik dieser unfassbar großen Reise konnten bis heute nicht zu einhundert Prozent rekonstruiert werden. Das hat einige Forscher und Abenteurer dazu inspiriert den Alpenhauptkamm selbst mit einem Elefanten zu überqueren. Übrigens sollen alle 37 Elefanten die das Heer begleiteten die Strapazen überlebt haben.
Auch die Römer erkannten den wichtigen Handelsweg über die Alpen. So ließen die Kaiser Augustus und Claudius um die Jahrtausendwende die Via Claudia-Augusta von Feltre in Italien über den Reschenpass, das Oberinntal, den Fernpass und weiter bis zur Donau durchgängig für Fuhrwerke ausbauen. Immer noch sind gepflasterte Abschnitte der rund 2.000 Jahre alten Straße sowie Brücken, Meilensteine, Zollstationen und sogar Wagenspuren gut erkennbar. Noch heute gilt diese Route als eine der wichtigsten Verkehrsadern der Nord-Süd-Verbindung Europas.
Später folgten weitere Überquerungen durch verschiedene Forscher aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Gründen. Aber auch der Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe überquerte die Alpen schon 1786 mit einer Postkutsche.
Erst ab dem Ende des 17. Jahrhunderts nutzte man Alpenüberquerungen auch für touristische Zwecke. Beginnend mit dem Hochadel und den Vermögenden, welche die damals sogenannte „Grand Tour“ zum Abschluss der Erziehungszeit als Belohnung machen durften. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen dann die ersten Touristen und Naturbegeisterten auf die Idee die Alpen zum Zweck der Erholung zu nutzen, so wie wir es heute kennen. Etwa 10 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Menschen wieder wohlhabender waren und nicht mehr einzig und allein mit der Existenzabsicherung beschäftigt waren, war etwas Geld und Zeit zum Reisen verfügbar. Alpenüberquerungen wurden nach und nach zu den bekanntesten und beliebtesten Wanderstrecken der Welt.
Im Jahr 1969 gründete sich die "Europäische Wandervereinigung" unter anderem mit dem Ziel, ein völkerverbindendes Netz von Weitwanderwegen durch Europa zu schaffen - den sogenannten Europäischen Fernwanderwegen. Die ersten 6 Routen waren bis 1979 festgelegt. Darunter auch der E5 (Europäischer Fernwanderweg Nr. 5) der sogar schon 1972 eröffnet wurde. Dieser verläuft in einer Gesamtlänge von 3.200 Kilometern von Pointe du Raz an der Französischen Atlantikküste bis nach Verona am Gardasee. Dabei überquert er den Alpenhauptkamm von Oberstdorf nach Meran. Der Pfad selbst verläuft auf uralten Saumpfaden, Pilgerwegen und auf Wegen, die der Alpenverein, die Gemeinden oder Alpbauern angelegt haben und bis heute pflegen. Diese Etappe ist die wahrscheinlich bekannteste Route der verschiedenen Alpenüberquerungen.
Alpenfauna:
Trotz der rauhen Lebensbedingungen in großen Höhen und steilem Gelände und der langen, harten Winter hat sich eine interessante und typische Tierwelt in den Alpen etabliert. Einige Arten waren in der Vergangenheit bereits derart dezimiert, dass sie beinahe ausgestorben wären. Darunter auch der Gänsegeier, Bären und sogar das Wappentier der Alpen, der Steinbock. Nur durch aufwendige Wiederansiedlungsprogramme konnten die Arten gerettet werden und haben inzwischen wieder gute Bestände gebildet. Murmeltiere, Gämse, Steinböcke, Adler und Co. können während einer Alpenüberquerung durchaus vor die Kamera laufen bzw. fliegen. Bei Regenwetter kommt auch mal das "Reagamännle", der Alpensalamander, aus seinem Versteck.
Alpenflora:
Die Bergbauern sagen, "ein Hut voll Bergheu ist wertvoller als ein Karren Talheu". Die kurze Vegetationszeit, die starke Sonneneinstrahlung, die harten Winter und der rauhe Wind haben die Pflanzen dazu gezwungen, sich den extremen Verhältnissen anzupassen, die sie im Tal nicht hätten. Sie produzieren mehr ätherische Öle als Frostschutzmittel, sie wachsen gedrungener und dichter um sich vor dem Wind zu ducken und als Schutz vor der Sonneneinstrahlung haben sie feine Haare ausgebildet. Das bekannteste Beispiel ist das Edelweiss, das sich in ein weißes Pelzchen kleidet.
Die Pflanzen in den Hochlagen der Alpen haben nur eine kurze Saisonzeit für die Blüte und Fortpflanzung. In den Sommermonaten kann man bei einer Alpenüberquerung blühende Alpenrosen, verschiedene Enzianarten und zahlreiche Hahnenfußgewächse neben vielen anderen bunten Blüten bewundern. Im Herbst gibt es außerdem jede Menge Beeren am Wegesrand zu naschen.
Alpenlandschaft:
Der Reiz einer Alpenüberquerung liegt nicht nur in der alpinistischen Herausforderung. Wobei es für Wanderer mit dieser Ambition weit anspruchsvollere Trekkingrouten in den Alpen gibt. Bei der Überquerung des Alpenhauptkamms werden mehrere Bergketten und bekannte Täler durchschritten. Unter anderem das Lechtal, das Inntal, das Ötztal, das Pitztal und das Schnalstal in Südtirol.
Von Tal zu Tal verändern sich die Landschaft, das Klima und die Bräuche. Saftige Almwiesen, tiefe Täler und steile Hänge bis hinauf in felsiges alpines Gelände begleiten den Wanderer durchgehend auf der ganzen Strecke. Im wahrsten Sinne atemberaubende Ausblicke wechseln mit bequemen Abstiegen durch duftende Bergwälder. Die urigen Berghütten tun ihr Übriges, den Alpenflair zu einhundert Prozent hervor zu zaubern.
Wer also vom rauhen Allgäu bis ins liebliche Südtirol wandert, kann nicht nur stolz sein, das bedeutendste Gebirge Europas überschritten zu haben, sondern hat auch die Faszination der Alpenwelt samt grandioser Bergpanoramen aus eigener Kraft erlebt.
Planung:
Eine Alpenüberquerungen erfordert eine gründliche Planung. Bei der Entscheidung, welche Tour für den einzelnen Wanderer die passende ist, sollten folgende Punkte in die Überlegungen einfließen:
1. Individuell oder mit Bergführer?
Bei der individuellen Variante läuft man alleine ohne Bergführer. Dies setzt natürlich eine entsprechende Bergerfahrung voraus. Man sollte Wanderkarten lesen können, sich gut im Gelände orientieren können, die Länge von Tagesetappen und Höhenmetern einschätzen können und nicht zuletzt Wetteranzeichen deuten können.
Bei der Gruppen-Variante ist man in einer Kleingruppen von 8-12 Personen mit einem erfahrenen Bergführer unterwegs. Wer die Organisation also lieber in die Hände eines Profis legen möchte und außerdem gerne in Gesellschaft laufen möchte, für den ist eine geführte Alpenüberquerung sicher die besserer Wahl.
2. Mit Hotelkomfort oder Berghütten?
Die Unterkunft entlang der Alpenüberquerungen erfolgt zumeist in urigen Berghütten die einen Mindesstandart an Komfort bieten: ein Dach über dem Kopf, eine warme Stube, ein Schlaflager, einfache sanitäre Einrichtungen und nicht zuletzt leckere Mahlzeiten. Wer mehr Komfort wünscht, der kann eine Alpenüberquerung auch mit Unterbringung in Hotels und Pensionen in den Tälern buchen.
Ein großer Vorteil bei der Übernachtung in den Tälern ist der täglich Transfer des Hauptgepäcks von Unterkunft zu Unterkunft während bei den Hüttentouren das gesamte Gepäck selbst auf dem Rücken getragen werden muss.
Grundsätzlich ist es sehr ratsam, die Unterkünfte im Voraus zu buchen. Die Kapazitäten der Berghütten sind eingeschränkt und in der Hochsaison kann es dort sehr eng werden. Die weit verbreitete Meinung, dass Bergwanderer von einer überfüllten Hütte nie abgewiesen würden ist ein weit verbreiteter Irrtum. Auch die Hotels und Pensionen in den Tälern erleben in den letzten Jahren einen derartigen Zulauf, dass sie bereits lange im Voraus ausgebucht sind.
Als groben Richtwert plant man für eine einwöchige Alpenüberquerung etwa 900 - 1.500 € pro Person ein, natürlich abhängig von den oben genannten Faktoren und persönlichen Ansprüchen. Mit Gepäcktransfer, Bergführer und vorgebuchten Unterkünften wählt man die vermutlich entspannteste Variante einer Alpenüberquerung!
3. Welche Route?
Neben dem bekannten E 5 von Oberstdorf nach Meran gibt es noch viele weitere Routen auf der die Alpen überquert werden können. Für die einen bleibt eine Alpenüberquerung ein einmaliges Abenteuer, andere kommen immer wieder zurück und suchen neue Wege und Herausforderungen.
Von Oberstdorf nach Meran
Der absolute Klassiker unter den Alpenüberquerungen ist der E5 Fernwanderweg von Oberstdorf nach Meran. Mit 6 Wandertagen ist diese Route gleichzeitig die kürzeste mögliche Alpenüberquerung die man machen kann. Sie verläuft auf über 140 Kilometern, beinhaltet 6 Etappen, 5 Bergketten und 6 Täler. Dabei werden ca. 5000 Höhenmeter im Aufstieg und knapp 7000 Höhenmeter im Abstieg bewältigt. Obwohl er technisch nicht schwierig ist verlangt er doch eine gute Kondition. Deswegen sollte man diese Strecke nicht unterschätzen. Wer möchte kann auf dieser Strecke noch einen Abstecher zur Fundstelle des „Ötzis“ einlegen, ein kleines Highlight dieser Alpenüberquerung.
Vom Tegernsee nach Sterzing
Der Weg von Tegernsee bis nach Sterzing ist vom Schwierigkeitsgrad mit dem klassischen E5-Wanderweg zu vergleichen und dauert mit 7 Etappen ebenfalls eine Woche. Auf etwa 140 km führt diese Alpenüberquerungs-Variante über 3300 Höhenmeter zur nördlichsten Stadt Italiens. Sie gehört zu den jüngsten erschlossenen Routen und die Tourismusregionen selbst bewerben ihren neuen Weg als „gemütliches Genusswandern“.
Von Salzburg nach Triest
Die Wanderung von Salzburg bis nach Triest beinhaltet 28 Etappen, 50.000 Höhenmeter und 500 km Wegstrecke. Als Höhepunkt dieser Route werden die „Julischen Alpen“ in Slowenien berührt. Wer sich vier Wochen für diese Trekkingtour freinehmen kann, erlebt eine vielfältige Wanderung durch 3 Nationalparks und 7 Gebirgsgruppen! Als Belohnung darf man am Ende die strapazierten Wanderfüße in die Adria strecken.
Der Traumpfad von München nach Venedig
Der Traumpfad vom Marienplatz in München bis zum Markusplatz in Venedig beinhaltet 28 Etappen, dauert etwa 4 Wochen und erfordert ziemlich viel „rauf und runter“, sodass am Ende allein 20.000 Höhenmeter bergauf zusammenkommen. Auf über 550 km kommt man pro Tag auf circa 6-8-stündige Wanderungen, wobei sich viele Wanderer das Projekt „Traumpfad“ auch über mehrere Jahre in kleinere Abschnitte aufteilen. Letztlich ist es wohl von allen Routen die intensivste Variante kühle Alpinluft mit mediterraner Leichtigkeit zu kombinieren.
Alpentraversale vom Königssee zu den Drei Zinnen
Auf dieser eher neuen Variante einer Alpenüberquerung wird jeder Tag zu einem besonderen Erlebnis. Der bekannte Königssee bei Berchtesgaden mit der berühmten Wallfahrtskirche St. Bartholomä macht den Beginn, die Region um den Großglockner ist ein weiterer Höhepunkt und am Ende wartet das UNESCO Welterbe rund um die Dolomiten mit den beeindruckenden Felstürmen der Drei Zinnen.
Grande Traversata delle Alpi (GTA)
Von der Schweizer Grenze bis nach Ventimiglia in Italien führen rund 60 Etappen auf einer Strecke von 1000 km. Sie ist eine der wenigen Touren über den westlichen Alpenbogen und führt durch die wundervolle Piemont-Bergregion. Die Bergwege sind technisch eher anspruchsvoll und 1000 Höhenmeter pro Tag sind keine Seltenheit. Sie ist hauptsächlich für Wanderer empfehlenswert die keinen Wert auf eine gute Infrastruktur legen und dafür aber die Einsamkeit der Bergwelt genießen möchten.
Für Gardasee-Liebhaber
Diese Tour startet auf 31 Etappen in München und der erste Teil gleicht dem Traumpfad nach Venedig. Jedoch wollte man bewusst eine weniger frequentierte Alternative gegenüber dem Traumpfad anbieten, welche jedoch nicht unterschätzt werden darf. Einige Etappen sind recht lang und beinhalten knackige Aufstiege! Verglichen mit dem Traumpfad ist die Bewältigung der Höhenmeter hoch! Dafür wird man dann am Ende mit einer Pizza am schönen „Lago di Garda“ belohnt.
Die Via Alpina
Für echte Bergprofis wartet auf dem Weg von Triest in Italien bis zum Fürstentum Monaco die absolute Herausforderung! Die Route ist ein Netz aus insgesamt 5 unterschiedlichen Strecken mit über 5000 Kilometern und insgesamt 342 Etappen. Sie führt durch alle 8 Länder des großen Alpenbogens und ist so wohl nur als Jahresprojekt für Aussteiger machbar. Die Route sticht heraus mit Bergkönigen wie dem Mont Blanc, den Drei Zinnen, dem Bernina oder der Zugspitze aber auch Städten wie Monaco, Triest oder Innsbruck.
Der Alpe-Adria Trail:
Vom Großglockner in Österreich bis nach Muggia am Mittelmeer führt diese Tour auf 34 Etappen und 680 Kilometern. Hier gilt ganz das Prinzip des „entschleunigenden Fernwanderns“, da die Strecken pro Tag sich auf etwa 17 km belaufen und keine sportlichen hohen Leistungen erforderlich sind. Ein Höhepunkt sind die Slowenischen Alpen, aber auch einige der wunderschönen Kärntner Seen.
Anforderung:
Die verschiedenen Strecken reichen von mittel bis anspruchsvoll nach alpinem Maßstab. Dabei sind zwei Faktoren von wesentlicher Bedeutung:
1. Die technische Herausforderung
Je nach gewählter Route ist es meist eine Kombination aus gut ausgebauten Wanderwegen und einfachen Bergpfaden. In höheren Lagen wird das Gelände schroffer und vereinzelt kann eine Etappe auch kurze ausgesetzte Stellen aufweisen oder gar mit einer Kette versichert sein. Auch rutschige Passagen im felsigen Gelände oder auf Almwiesen können vorkommen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unabdingbar für jede Alpenüberquerung.
2. Der konditionelle Anspruch
Während einer einwöchigen Tour sind täglich 800 bis 1000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen. Die Länge der Strecke spielt dabei eine untergeordnete Rolle, denn steile Bergwege schlängeln sich in vielen Serpentinen den Hang hinauf und hinunter. Dennoch erfordert eine lange Tagesetappe mit vielen Kilometern eine gewisse Ausdauer. Was am meisten Kondition erfordert sind jedoch die steilen Höhenmeter über eine längere Strecke die man im Flachland kaum ausprobieren kann. Außerdem sollte bedacht werden, dass jedes Gramm des Gepäcks auf dem Rücken mit jedem Höhemeter schwerer wird. Die dünner werdende Luft in Höhen über 2500 M über dem Meeresspiegel kann sich ebenfalls auf die Kondition auswirken.
Wer eine Alpenüberquerung plant, sollte unbedingt vorher etwas Bergerfahrung sammeln. Wie fühlen sich länger anhaltende Höhenmeter an einem steilen Stück an? Was sagen die Knie bei einem längerem Abstieg? Wie kommt man mit dem zusätzlichen Gewicht auf dem Rücken mit dem Gleichgewicht zurecht? Wie trittsicher ist man auf schroffem, felsigen Gelände? Wie sicher läuft man über ein ausgesetztes Gelände oder ein steiles Schneefeld? Kann man mehrere Tage hintereinander - auch bei schlechtem Wetter - die Strapazen genießen? Eine Alpenüberquerung eignet sich kaum dazu, diese Fragen zu klären.
Beste Reisezeit:
Naturgemäß können die Alpen am besten ab dem frühen Sommer - etwa Ende Juni - begangen werden. Spätestens wenn der Schnee soweit geschmolzen ist, dass die höheren Lagen passierbar sind. Dann öffnen auch die Berghütten für die Alpenüberquerer. Im Hochsommer kann man in den Alpen der Hitze des Flachlands entkommen, muss jedoch mit auftretenden Gewittern rechnen. Der Herbst - bis Mitte September - ist ebenfalls eine schöne Jahreszeit für eine Alpenüberquerung. Wintereinbrüche können ab Mitte September vorkommen. Für besonders leistungsstarke Sportler kommen auch im Winter Alpenüberquerungen zum Beispiel mit Schneeschuhen oder auf Tourenski in Frage.
Ausrüstung:
Feste Bergstiefel, knöchelhoch mit harter Sohle und gutem Profil, weitgehend wasserdicht. Turnschuhe und Halbschuhe sind nicht geeignet.
Ein Rucksack mit ca. 35-45 Liter Volumen, der mit Füllung und Getränken maximal 10 Kg Gesamtgewicht auf die Waage bringen sollte. Bei Gepäcktransport genügt natürlich ein Tagesrucksack mit der nötigsten Ausstattung für einen Tag.
Eine Wanderhose aus leichtem Stretch oder Funktionsmaterial, die bequem ist und schnell abtrocknet. Jeans sind nicht geeignet.
Funktionswäsche in mehreren Schichten von atmungsaktiv bis winddicht. Sehr gut für die mehrtägigen Touren sind T-Shirts aus Merinowolle, die nicht so geruchsintensiv sind wie Synthetikwäsche.
Eine gute Regenjacke und Regenhose sowie leichte Handschuhe und Mütze bzw. Buff. Dazu eine passende Regenhülle für den Rucksack.
Sonnenschutzcreme mit mind. 30 LSF, Sonnenkappe und Sonnenbrille. In den Höhenlagen ist die Sonneneinstrahlung viel stärker als im Flachland.
Kleine Snacks für zwischendurch. Etwas Trockenobst oder Nüsse für eine kleine Pause. Nicht zuviel, es ist zusätzliches Gewicht und es gibt immer wieder die Möglichkeit etwas zu kaufen.
Wasserflasche oder Trinksystem. Wasser kann man in den Unterkünften auffüllen und sollte nicht aus Bächen genommen werden. Die Bäche könnten weiter oben durch Weidevieh verunreinigt sein.
Für die Hüttenübernachtungen benötigt man bequeme Kleidung, Hüttenschuhe und einen Hüttenschlafsack aus Leinen oder Seide. Seit Coronazeiten auch einen warmen Schlafsack, da keine Decken mehr zur Verfügung gestellt werden können.
Für die Wegeplanung GPS-Geräte und auch Wanderkarten, falls der Akku des GPS-Geräts leer sein sollte.
Erste-Hilfe-Mäppchen insbesondere für wandertypische Beeinträchtigungen wie Blasen, schmerzende Knöchel und Knie, Abschürfungen etc..
Sehr empfehlenswert sind außerdem Wanderstöcke.
Allgemeine Hinweise:
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Bei einer Alpenüberquerung kann sie sogar über Gelingen oder nicht Gelingen entscheiden. Sowohl die organisatorische Planung als auch die körperliche Vorbereitung sollten gut durchdacht sein.
Die Anforderung an eine solche Trekkingtour darf man nicht unterschätzen. Eine Alpenüberquerung ist kein Spaziergang. Auch mental sollte man in der Lage sein unter Umständen mehrere Stunden im Regen oder bei Kälte zu wandern.
Das Wetter sollte man stets im Auge behalten. Vor jeder Etappe kann man beim Hüttenwirt den Wetterbericht abfragen. Ein Gewitter kommt in den seltensten Fällen aus heiterem Himmel. Wolkenbildung, Wind und Luftdruckänderungen sind Vorboten und sollten entsprechend beachtet werden.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, eine Etappe abzubrechen oder auszulassen. Wenn der Weg im dichten Nebel nicht mehr erkennbar ist, Markierungen von Schnee bedeckt werden, Pfade vom Regen glitschig werden oder gar Lawinen drohen, kann das in alpinem Gelände zu einer lebensgefährlichen Situation führen. Wer klug ist, kehrt vorher um.
Weitere Möglichkeiten einer Alpenüberquerung:
Die Alpen zu Fuß zu überqueren ist schon ein besonderes eindrückliches Erlebnis. Es gibt viele weitere Möglichkeiten den Traum einer Alpenüberquerung zu verwirklichen.
Wer lieber per Velo als per Pedes unterwegs ist, wird nicht enttäuscht. Die Alpenüberquerungen per Fahrrad nennen sich meistens "Transalp" und werden über diverse Routen angeboten. Die meisten Transalp-Strecken sind sogar mit E-Bikes gut befahrbar.
Eine besondere Herausforderung für sportlich ambitionierte Wanderer sind Alpenüberquerungen im Winter mit Schneeschuhen oder Tourenskiern.
Außerdem gibt es mittlerweile sogar einige Angebote die Alpen via Heißluftballon oder Segelflugzeug zu überqueren.
In einer Großkabinen-Gondel kann man sie auch mittels einer gemütlichen Seilbahnfahrt überqueren. 4 Stationen von „Chamonix“ bis nach „Courmayeur“ in Frankreich zeigen auf diese Weise zumindest Ausschnitte des einzigartigen Erlebnisses ohne sich großartig aktiv betätigen zu müssen.
Das Angebot:
Stolze 25 Varianten von Alpenüberquerungen hat Alpinatours für Sie mit viel Wanderliebe ausgesucht und in das umfangreiches Programm aufgenommen. Ob speziell auf Familien zugeschnitten, im Winter mit Schneeschuhen, mit dem E-Bike oder zu Fuß, individuell oder in der Gruppe, wir haben das was Sie suchen!
Wir hoffen, Ihnen den Reiz einer Alpenüberquerung somit etwas näher gebracht zu haben und würden uns freuen, wenn Ihnen unser vielfältiges Programm an Alpenüberquerungen gefällt!
Da die Vorbereitung von Reisen fast so schön ist wie das Reisen selbst, nehmen Sie sich ruhig genügend Zeit für die perfekte Routenauswahl, wälzen Sie Wanderführer, machen Sie Packlisten und trainieren Sie ihre Fitness.
Wenn Sie dann aber erst einmal auf Tour sind, haben Sie immer im Kopf: Der erste Tag ist der härteste, der zweite der schwerste, aber wer am dritten Tag nicht aufgibt, der hat es so gut wie geschafft. Und Sie werden danach einfach nur stolz auf sich sein, das garantieren wir Ihnen schon jetzt!
Zum Traumprojekt Alpenüberquerung...