Alpenüberquerung zu Fuß

Alpenüberquerung zu Fuß
© Alpinatours

Wer eine Alpenüberquerung zu Fuß plant, hat angesichts des vielfältigen Angebots die Qual der Wahl. Fängt man an, sich in das Thema einzuarbeiten, stellt man bald fest „die“ Alpenüberquerung gibt es gar nicht.
Die Alpen sind groß. Sie umspannen einen 1.200 Kilometer langen Bogen von Ost nach West und sind zwischen 150 und 250 Kilometer breit. Da liegt es nahe, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, sie zu überqueren. Diese Routen gibt es in diversen Varianten:

Die bekannteste Strecke dürfte die Route von Oberstdorf nach Meran sein. Sie ist eigentlich nur ein kleiner Teil des insgesamt 3.200 Kilometer langen Europäischen Fernwanderwegs 5, der von der französischen Atlantikküste bis nach Venedig führt. Der sogenannte E5 wurde bereits 1972 eröffnet.

Bereits zwei Jahre später, 1974, wurde die Route von München nach Venedig von Ludwig Graßler zum ersten Mal begangen. Einen ganzen Monat darf man sich für 550 Kilometer und 20.000 Höhenmeter Zeit nehmen.

2014 wurde die Route von Tegernsee nach Sterzing zusammengefügt und ausgeschildert. Sie gilt als eine der leichteren Alpenüberquerungen. Eine weitere Variante ist die ebenfalls relativ junge Strecke von Garmisch nach Sterzing.

Nicht nur was die Routenwahl angeht, auch wie sich eine Alpenüberquerung zu Fuß gestaltet, sollte wohl überlegt sein.
Einer der wesentlichen Unterschiede ist, ob man sich einer geführten Tour anschließt, oder eine individuelle Wanderung in Eigenregie plant.

Die Teilnahme an einer geführten Alpenüberquerung bietet sich für diejenigen an, die nicht so viel Bergerfahrung mitbringen. Bei einem erfahrenen Bergführer* ist man auf jeden Fall in guten Händen. Er kennt den Weg, er kann Wettersituationen einschätzen und er reicht auch mal eine starke Hand, wenn es an der einen oder anderen Stelle schwierig wird. Auch wer nicht gerne alleine wandern möchte, kann sich einer netten Gruppe Gleichgesinnter anschließen. Geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude.

Individuelle Touren eignen sich für Wanderer, die bereits Wandererfahrung mitbringen, sich gut im Gelände orientieren können und die Anforderung an eine Etappe richtig einschätzen können. Der Wandertermin kann individuell gewählt werden und das Gehtempo sowie der Wanderrhythmus können ganz nach den eigenen Wünschen gestaltet werden. Die Unterkünfte sind in der Regel ebenso wie bei den geführten Touren passend zu den geplanten Tagesetappen gebucht.

Des Weiteren ist es entscheidend, ob die Übernachtung in Berghütten oder in Gasthäusern in den Tälern erfolgt. Weshalb ist das so wichtig? Die Berghütten können naturgemäß nicht von PKWs erreicht werden. Daher muss das Hauptgepäck selbst getragen werden. In einzelnen Fällen kann zwar der Rucksack gegen Gebühr mit der Materialseilbahn zur Hütte hinauf transportiert werden, die restliche Strecke trägt man es aber selbst auf dem Rücken.
Sind die Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Gasthöfen in den Tälern geplant, wird das Hauptgepäck in der Regel mit einem Gepäcktransfer von Tal zu Tal gefahren. Es ist also nicht nur eine Frage des Übernachtungskomforts ob in Berghütten oder in den Tälern geschlafen wird.

Um eine Alpenüberquerung  zu Fuß genießen zu können, bedarf es einer guten Kondition und Vorbereitung. Bergerfahrung ist von Vorteil, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind erforderlich. Doch wie kann man richtig einschätzen, ob man den Anforderungen einer mehrtägigen Trekkingtour in den Alpen gewachsen ist? Wie fühlen sich Höhenmeter an, wie das Tragen des Gepäcks und wie ein mehrstündiger, steiler Abstieg – womöglich noch im Regen? Mit einer dreitägigen Wanderung von Hütte zu Hütte vorab kann man die Anforderung an eine Alpenüberquerung testen, um dann die richtige Wahl zu treffen.

Egal, für welche Variante man sich entscheidet, jede Route ist eine abwechslungsreiche aber auch anspruchsvolle Trekkingtour mit großartigen Ausblicken und Augenblicken!

*Selbstverständlich sind auch alle Bergführerinnen gemeint, die einen hervorragenden Job leisten. Der besseren Lesbarkeit wegen beschränken wir uns auf die männliche Nennungsform.