
Die Alpen sind intensiver bewirtschaftet und dichter besiedelt als andere Hochgebirge, mit einer Bevölkerung von 14 Millionen Menschen und steigender Tendenz. Die Menschen haben durch Ackerbau, Bergbau, Holzwirtschaft und Beweidung der Hochlagen eine Kulturlandschaft geschaffen, die über Jahrhunderte eine beeindruckende biologische Vielfalt hervorgebracht hat.
Die Alpen zeigen eine Vielzahl von Extremen, von klirrender Kälte bis zu großer Hitze, von üppiger Vegetation bis zu kargen Gebieten, von trockenen bis zu sehr feuchten Regionen. Die oberitalienischen Alpenrandseen an den Südausläufern haben eine klimatische Sonderstellung, da das Wasser als Wärmespeicher im Winter den Frost verhindert.
Ein Beispiel ist der Lago Maggiore, dessen nördlicher Teil zum Schweizer Tessin gehört. Auf einer der Brissago-Inseln befindet sich ein botanischer Garten im Lago Maggiore, der aufgrund seines durchschnittlichen Jahrestemperatur von 14 Grad das wärmste Klima der Schweiz aufweist. Dieser Garten, auf einer Insel mitten in den Alpen, unterscheidet sich von der typischen alpinen Landschaft. Die Auswirkungen des Seewassers schaffen ein besonderes Klima, das das Wachstum von subtropischen Pflanzen aus mediterranen Klimazonen der ganzen Welt ermöglicht, darunter Blumen, Sträucher und Bäume aus dem Mittelmeerraum, dem Horn von Afrika, der Küste Kaliforniens, der Südostküste Australiens und aus Chile.
Die Idee von Wissenschaft und Vergnügen, die die ersten botanischen Gärten in Europa inspirierte, prägt auch heute noch die Philosophie solcher Gärten. Die Brissago-Inseln verdanken ihr sinnliches Vergnügen einer deutsch-russischen Baronin, Antoinette de Saint Léger, die 1885 die Insel erwarb und einen Garten mit exotischen Pflanzen anlegte. Nachdem sie die Insel aufgrund finanzieller Verluste verkaufen musste, erwarb sie 1927 der Hamburger Kaufmann Max Emden. Er erweiterte das Haus zu einer stattlichen Villa im Florentiner Stil und pflegte den Garten im Sinne der Baronin mit exotischen Pflanzen weiter. Nach Emdens Tod übernahm der Kanton Tessin die Insel, und seit 1950 ist der Garten öffentlich. Die einstige Kaufmannsvilla wurde zu einem Hotel mit Restaurant für die zahlreichen Tagesgäste, die mit der Fähre auf die Insel kommen.
Ein botanischer Garten am Lago Maggiore beherbergt Pflanzen aus fünf Kontinenten und zählt heute zu den meistbesuchten Attraktionen des Tessins.