Saussurea: Botanischer Garten am Mont Blanc

Saussurea
© Alpinatours

Die Alpen, die mit ihren Gipfeln, Tälern und Seen eine beeindruckende Landschaft inmitten Europas bilden, beheimaten zahlreiche Tiere und Pflanzen in einem sensiblen Ökosystem. Vor 100 Jahren wurden botanische Alpengärten gegründet, um die Bergflora zu schützen und zu erforschen. Diese Gärten erstrecken sich sowohl im Hochgebirge als auch in wärmeren Tallagen und entlang mediterraner Seenufer.

Einer dieser botanischen Gärten, Saussurea, liegt direkt unterhalb des Gletschermassivs des Mont Blanc. Der Garten ist nach der gewöhnlichen Alpenscharte Saussurea alpina benannt, die wiederum ihren Namen von Horace-Bénédict de Saussure, einem Schweizer Naturforscher des 18. Jahrhunderts, hat. De Saussure war einer der Initiatioren der Erstbesteigung des Mont Blanc und investierte erhebliche Mittel, um einen Aufstiegspfad zu schaffen.

Der botanische Garten Saussurea auf 2173 m Höhe gilt als der höchste seiner Art in den Alpen. Geöffnet ist er nur von Mitte Juni bis Mitte September, wenn der letzte Schnee geschmolzen ist. Der Garten liegt im Italienischen Aostatal an der Ostflanke des Mont Blanc und ist bequem mit der Seilbahn erreichbar. Er präsentiert die Vielfalt der heimischen Gebirgsblumen und wurde mit dem Ziel gegründet, die Flora des Mont Blanc und des Aostatals zu bewahren.

Die Pflanzenwelt in dieser Höhe hat sich an die extremen Umweltbedingungen angepasst und ist besonders artenreich. Der Garten zeigt über 100 Wildarten und thematische Blumenbeete am Eingang, während im hinteren Bereich die natürlichen Lebensräume des Mont Blanc-Gebiets abgebildet werden. In einer Hütte des Gartens werden die Samen der Pflanzen getrocknet, gesäubert und beschriftet. In den Wintermonaten werden die Samen gemäß der Konvention von Rio de Janeiro von 1992 mit anderen botanischen Gärten getauscht, um die Reinheit der Arten zu sichern.

Der Garten fungiert wie eine Arche Noah, da viele der Pflanzen unter Naturschutz stehen und einige davon hochgefährdet sind. Von diesem magischen Ort aus sind die Gipfel der Schweiz, Frankreichs und Italiens sichtbar. Trotz der Magie ist der Ort ein äußerst sensibles Ökosystem, das besonders im Hochgebirge empfindlich auf äußere Einflüsse reagiert.

Forscher beobachten mit Besorgnis, wie die globale Erderwärmung den Gletschern und der Gebirgsvegetation zusetzt. Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits sichtbar: Weniger Schnee im Winter, überdurchschnittlich warme Julimonate, frühere Samenbildung und vertrocknende Pflanzen im Frühjahr. Der Mangel an Wasser von den Gletschern verstärkt die Herausforderungen, da der Boden nahezu undurchlässig ist. Der zurückweichende Gletscher hinterlässt karge Sand- und Steinwüsten, die den Klimawandel im Zeitraffer zeigen.